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      Dirk Traeger
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      In der Praxis trifft man auf die unterschiedlichsten Aussagen zur Verkabelung für 25 Gigabit Ethernet. Viele davon sind zumindest teilweise falsch, und so ist die Gefahr groß, dass die neue Verkabelung nicht den Anforderungen der geltenden Normen entspricht, was viel Ärger und schlimmstenfalls Regressforderungen nach sich ziehen kann. Zu den Fragen, die immer wieder auftauchen, gehören:
      Muss die Verkabelung für 25 Gigabit Ethernet nur Frequenzen bis 1250 MHz übertragen können?
      Beträgt die maximale Länge der Übertragungsstrecke 30 Meter oder 50 Meter?
      Dürfen Patchkabel höchsten zwei Meter oder doch drei Meter lang sein?
      Genügt eine Anschlussdose der Kategorie 6A mit großen Reserven für 25 Gigabit pro Sekunde, vielleicht in Kombination mit einem Kabel der Kategorie 8?

      Gerade bei 25 Gigabit Ethernet ist es notwendig, sich mit den Einzelheiten sorgfältig auseinanderzusetzen: Normkonforme Verkabelungen basieren auf den Vorgaben der einschlägigen Normen, allen voran ISO/IEC 11801, DIN EN 50173 und ANSI/TIA-568. Alle drei fordern für 25 Gigabit Ethernet 25GBASE-T eine Verkabelung mit Komponenten der Kategorie 8/8.1/8.2, die die spezifizierten Parameter über den vollen Frequenzbereich bis einschließlich 2000 MHz erfüllen.

      Mithilfe der Richtlinien des Anwendungsberichts ISO/IEC TR 11801-9905 aus dem Jahr 2018 kann geprüft werden, ob eine bereits vorhandene Verkabelung, die aus Komponenten der Kategorien 6A, 7 oder 7A besteht, mit Einschränkungen auch 25 Gigabit Ethernet übertragen kann. Bei Komponenten der Kategorie 6A ist die Länge Übertragungsstrecke dabei auf maximal 12 Meter inklusive Patchkabel begrenzt. Bei Neuverkabelungen empfiehlt ISO/IEC TR 11801-9905 ausdrücklich Übertragungsstrecken der Klasse I oder II bis 2000 MHz. Für Strecken der Klasse I werden Komponenten der Kategorie 8.1 benötigt, für Klasse II Komponenten der Kategorie 8.2. Da Klasse II nicht das RJ45-Steckgesicht verwendet und Stecker der Kategorie 8.2 nicht steckkompatibel zu RJ45-Buchsen sind, sind Verkabelungen der Klasse II in der Praxis von geringer Bedeutung.

      Zwar nutzt das von IEEE nachträglich in den 802.3-Standard aufgenommene 25GBASE-T nur den Frequenzbereich bis einschließlich 1250 MHz, doch weder ISO/IEC 11801-1 noch DIN EN 50173-1 unterscheiden zwischen einer vollwertigen und einer nur teilweise erfüllten Kategorie 8.1. Keine der beiden Verkabelungsnormen erkennen eine im Frequenzbereich eingeschränkte Kategorie 8.1 an, beide fordern Komponenten der Kategorie 8.1 ohne Einschränkungen. Dasselbe gilt für die Category 8 nach ANSI/TIA-568.2. Verkabelungen mit Komponenten mit eingeschränktem Frequenzbereich sind daher nicht normkonform. Werden sie in einer Verkabelungsstrecke eingesetzt, kann dies abhängig von den im Verkabelungsprojekt getroffenen Vereinbarungen und den Festlegungen im Qualitätsplan nach DIN EN 50174-1 zu Regressforderungen führen.

      Bei der maximal zulässigen Länge sind künftig Übertragungsstrecken von mehr als 30 Metern zu erwarten. ISO/IEC stellte 2020 im Anwendungsbericht ISO/IEC TR 11801-9909 Untersuchungsergebnisse zur Übertragung von 25GBASE-T über Stecken von mehr als 30 Metern vor. Neben den Ergebnissen enthält der Bericht grundsätzliche Empfehlungen für Stecken von 40 Meter, 50 Meter, 67 Meter und 100 Meter Länge, wobei hiervon je zwei Meter auf die Patchkabel an beiden Enden entfallen. Darüber hinaus spezifiziert er die Parameter mit den zugehörigen Berechnungsformeln für eine Übertragungsstrecke von 50 Meter Länge und einem Frequenzbereich bis 2000 MHz. Der Anwendungsbericht und die darin enthaltenen Spezifikationen sind jedoch nur informativ, nicht normativ.

      Zusammenfassend kann damit festgehalten werden: Sämtliche Verkabelungs- und Komponentennormen fordern für die Übertragung von 25GBASE-T bei Neuverkabelungen ausschließlich Komponenten der Kategorie 8.1 oder 8.2 oder der Category 8, die für Frequenzen bis einschließlich 2000 MHz spezifiziert sind. Weichen Anwender, Planer oder Installationsbetriebe davon ab, indem sie Anwendungsberichte falsch anwenden oder Komponenten mit nicht-normkonformen Einschränkungen einsetzen, können daraus Probleme bei der fachtechnischen Abnahme der Verkabelung und bei der Übertragung der Daten bis hin zu Schadenersatzansprüchen entstehen. Ein Verkabelungssystem, dessen Komponenten die Normvorgaben mit praxisgerechter Reserve übertreffen, bietet die notwendige planerische Sicherheit sowie die volle normkonforme Leistungsfähigkeit und damit den Investitionsschutz, den Anwender zu Recht erwarten.

      Zum Thema Normkonforme Verkabelungen für 25 Gigabit Ethernet ist auch ein ausführliches Whitepaper verfügbar.

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